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Lebensmittel-Einzelhandel goes Community? Rewes „Temma“-Märkte

Da sag noch einer beim Supermarkt-Einkauf gehe es um Rabattschlacht und emotionsloses Einkaufen hart am reinen Bedarf. Der drittgrößte Handelskonzern Rewe geht unter Führung des französischen Top-Managers Alain Caparros einen eigentümlichen Pfad weg vom sterilen Einkauf zurück zum Tante-Emma-Erlebnis mit Long Tail. Also einer Variante Einkaufserlebnis mit Wohlgefühl in Verbindung mit großer Auswahl. Für das Konzept hat man auch bereits einen Namen gefunden: Temma-Märkte.

Was wir beim Supermarkt-Filialisten Rewe derzeit unter dem Akronym “Temma-Märkte” beobachten ist eine aktive Form der Community-Bildung. Und damit eine kleine Revolution, die ganz im Zeitgeist zu liegen scheint. Manager Alain Caparros setzt soll auf die Sog-Wirkung eines attraktiven Marktplatzes. Dort wo das Aufhalten angenehm wird, man sich auch mal eine Auszeit im strategisch platzierten Bistro nimmt. Wo auch das Gespräch mit dem sonst nur flüchtig gegrüßten Bekannten gefördert und gewünscht wird. Was im Internet ein allseits gepredigtes Mantra ist und seit Erfindung der Quote über Wohl und Wehe von TV-Formaten und ganzen Sendern ist, erreicht damit auch einen so scheinbar leblosen Kontext wie den Lebensmittel-Einkauf: Die Verweildauer am Point of sale entscheidet letztlich über Warenkorb und Umsatzhöhe.

Die Branche sieht sich zwei Mal um, wenn eine Kette wie Rewe einen solch gigantischen Paradigmenwechsel vollzieht. Die Zahlen sind monströs, 2011 erwirtschaftete die Rewe-Gruppe einen Umsatz von 48,4 Milliarden Euro der in 15.700 Märkten erwirtschaftet wurde. Und der Umsatz wächst weiter. (Quelle wikipedia). Die Zeichen der Zeit in Sachen User-Experience sind nicht erst seit Starbucks, IKEA und Hugendubel auf Convenience und Verweildauer justiert. Neu ist nur der mutige Übertrag des Prinzips auf eine Supermarktkette. Dass er gnadenlos kopiert im Sinne von smartem Benchmarking gibt Caparros übrigens zu. Über ein Jahr sei er getourt durch die Kundenerlebnis-Tempel der Neuzeit. Angefangen bei der italienischen Imbiss-Kette Vapiano über McCafé bis hin zu angesagten “Locations“ in Italien und New York sei seine Reise gegangen, so ein FAZ-Artikel. Das Beste daraus mache der smarte Rewe-Chef für seine Kette passend und sorgt anschließend für Betatests an ausgesuchten Standorten. Nur wenn die Experimente fruchten, wird in größerem Stil gedacht und extrapoliert. Hier ein paar schnelle Eindrücke des neuen Konzepts:

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Food-Discounter aufgepasst: Wenn der Erlebnis-Einkauf in westlichen Gesellschaften jetzt schon beim Supermarkt eine wichtige Rolle spielt, dann ist der reine Discounter zwar kein Auslaufmodell. Aber nur noch eines von mindestens zwei überragenden Ansätzen Kunden zu beeindrucken. Was Zukunftsforscher Matthias Horx ebenso wie die allgemeine BWL schon lange predigen: es gibt langfristig nur zwei Gewinner in den allermeisten Märkten: Die Quantitäts- bzw. die Qualitätsführer. Unternehmen ohne Leitbild und damit Botschaft hatten und haben es in Zukunft noch schwerer.

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