“Wenn Sie das Handy ausmachen, zahlen Sie nur die Hälfte.” So oder so ähnlich könnten Sie begrüßt werden im israelischen Restaurant Abu Ghosch im gleichnamigen Ort, der sich rund zehn Kilometer vor Jerusalem befindet. Der Inhaber will damit die Esskultur seines Hauses auf eine neue Stufe heben. Die These: Ständige Erreichbarkeit stört auf Dauer Individuum, Mitwelt und die Atmosphäre im Restaurant.
Essen gehen ist ein Stück Lebensart. Man schaltet ab, nimmt in der Regel bewusst oder unbewusst eine Auszeit vom Alltag und genießt gutes Essen und Trinken sowie ggf. auch guten Service. “Erreichbarkeit”, zum Beispiel über ein Handy oder andere mobile Endgeräte störe da die Atmosphäre und den Genuss, so der Gastronom Dschaudat Ibrahim. Daher hat er sich ausgedacht Besucher zu subventionieren, die ihm Abu Ghosch auf das mobile Endgerät verzichten indem Sie es ausschalten. Ibrahim gibt dann knallharte 50 Prozent auf alle Speisen.
Die Idee hat durchaus Ihren Charme. Aufgrund der Werbewirksamkeit der Aktion und wahrscheinlich das Weglassem der Getränke aus dem Abrechnungs-Szenario tut die Sache sicher auch monetär weh. Fakt ist: Ibrahim bekommt dafür weltweit Presse und wird sich über längere Zeit hinweg auf volles Haus einstellen können. Unter dem Strich kann es also sein, dass er dabei gar nicht mal so schlecht wegkommt. Was uns vielmehr interessiert ist die ganz pragmatische Komponente der Umsetzbarkeit: wie stelle ich fest ob ein Gast wirklich dauerhaft auf Handy-Erreichbarkeit und mobile Endgeräte verzichtet? Nicht nur, dass ich ein Handy leise stellen kann. Auch sind Devices wie die Online-Brille “Google Glass” oder das Mobiltelefon am Handgelenk in Form einer Uhr neue Wege die Erreichbarkeit verdeckt sicher zustellen.
Der Restaurant-Besitzer Ibrahim gibt zu, dass ihn sein lukratives Angebot zunächst sehr teuer kommt. Langfristig hofft er mit seiner publikumswirksamen Aktion ein Zeichen zu setzen pro Esskultur und Kommunikationsstil im Gastgewerbe. Und langfristig verspricht er sich auch neue Kunden, die über diese Form des Guerilla-Marketing ins Haus kommen.Nebenbei sei angemerkt, dass isch Ibrahim die Sache leisten kann. In den 1980er Jahren, als der Gastronom noch in den USA lebte, gewann Ibrahim satte 23 Millionen Dollar in einer Lotterie. Heute, wieder in die Heimat zurück gekehrt, setze er sich für ein friedliches Zusammenleben zwischen Arabern und Juden ein. Unsere Quelle ist das Boulevard-Magazin 20min.ch.