Die Geschichte des Stuhls – Daten und FunFacts

Der Stuhl, ein alltägliches Möbelstück, hat im Laufe der Geschichte eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Obwohl der Mensch nicht das einzige Lebewesen ist, das sitzt, ist er aufgrund seines aufrechten Gangs besonders auf Sitzgelegenheiten angewiesen.

In der frühen Menschheitsgeschichte dienten natürliche Sitzgelegenheiten wie Steine oder Baumstämme als Unterlage. Für die nomadisch lebenden Vorfahren gab es keinen Anlass, transportable Sitzmöbel zu entwickeln. Eine der frühesten Darstellungen einer sitzenden Figur stammt aus Südanatolien und zeigt eine gebärende Göttin. Es wird vermutet, dass die Erhöhung, auf der sie sitzt, den Kosmos symbolisiert, der durch die Geburt erneuert wird.

Früh sitzt sich

Die Geschichte des künstlichen Sitzes ist kaum 5000 Jahre alt. Obwohl gezimmerte Holzbänke bereits seit der Jungsteinzeit bekannt sind, waren künstliche Sitzgelegenheiten lange keine allgemein gebräuchlichen Möbel. In der Antike repräsentierte der Stuhl Macht und war lange den Herrschenden vorbehalten. Diese Autorität zeigt sich noch heute: Richterinnen und Richter sitzen auf dem Richterstuhl, der Papst repräsentiert den Heiligen Stuhl, und Professorinnen und Professoren werden auf den Lehrstuhl berufen. Bis in die Renaissance thronten nur die Oberen, während die einfachen Leute bestenfalls auf harten Bänken und Hockern ohne Lehne Platz nahmen. Erst ab dem 16. Jahrhundert war das Sitzen auf Stühlen allmählich auch dem gemeinen Volk gestattet.

Was den Stuhl so beliebt macht

Unter den geläufigen Sitzmöbeltypen – Hocker, Bank, Stuhl, Sessel, Sofa – hat der Stuhl im Verlauf der Geschichte die größte Formenvielfalt entwickelt. Er ist kein bloßer Gebrauchsgegenstand; jeder einzelne seiner Art ist ein Objekt mit eigenem Charakter. Kein anderes Möbel besitzt derart viel Gestaltungspotenzial. Der Grund liegt unter anderem in seiner komplexen Konstruktion. Ein Regal besteht im Prinzip aus nicht mehr als ein paar horizontal befestigten Brettern, ein Tisch aus einer simplen Platte mit Beinen. Der Stuhl dagegen setzt sich aus einer verstrebten und gestützten Sitzfläche und einer Lehne zusammen, die einen wankenden menschlichen Körper balancieren müssen.

Wo Tradition auf Moderne trifft

Im 20. Jahrhundert führte die industrielle Produktion zu einer Demokratisierung des Stuhldesigns. Ein Beispiel hierfür ist der „Typ 3300“ von Bruno Rey aus dem Jahr 1970, der als erster schraubenloser Stuhl mit patentierter Aluminiumkonsole gilt. Er war ökonomisch in der Herstellung und mehrheitsfähig in der Formgebung, was ihn zu einem der meistverkauften Schweizer Stühle machte. Trotz dieser Entwicklungen hat das vermehrte Sitzen auch gesundheitliche Auswirkungen. Im Durchschnitt verbringen Menschen zehn bis elf Stunden täglich im Sitzen, was zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen kann, darunter Rückenschmerzen und eine instabile Wirbelsäule. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, wurden alternative Sitzmöbel wie Kniesitze, Sitzbälle und Stehhocker entwickelt.

Bildurheber: yura_fx

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