Diskretion im Hotelgewerbe – Wie weit darf oder kann sie gehen?

Eine junge Frau traf sich mit einem Unbekannten auf ein Schäferstündchen in einem Münchner Hotel. Daraus entstand neun Monate später ein Baby und die Frau machte sich auf die Suche nach dem Namen und der Adresse des Liebhabers. Den wollte ihr das Hotel allerdings nicht aushändigen und so kam es zur Klage, die das Hotel klar gewann. Doch gilt Diskretion gegenüber dem Gast wirklich in allen Lebenslagen?

Ein elegantes Stuttgarter Fünfsternehotel machte einst von sich Reden, weil sich hinter seinen Mauern ein amtierender Regierungschef mit seiner Parteikollegin traf und sich dort in den Laken vergnügte. Ein Luxus-Hotel in Zürich kam ebenfalls in die Schlagzeilen, weil in ihm sechs Fifa-Funktionäre verhaftet und diese vom Personal anschließend mit weißen Laken von den neugierigen Blicken der Pressevertreter bei der Verhaftung abgeschirmt wurden.

Diese beiden Beispiele zeigen auf eindrucksvolle Art und Weise wie viel Hotels unternehmen, um die Privatsphäre ihrer Gäste zu schützen, egal was kommt. Das Schlüsselwort ist Diskretion, eine stille Vereinbarung zwischen Gast und Hotelier für die Dauer seines Aufenthalts. Egal ob es sich um Krankheiten, Allergien, Ehebruch oder sonst ein Vergehen handelt, die meisten Hotelbetreiber halten Stillschweigen und tun alles, damit sich der Gast wohl, willkommen und sicher fühlt.

Service vs. Diskretion?

Doch ist es wirklich sinnvoll, die Diskretion noch vor den Service zu stellen und sie zum obersten Gut zu machen, oder sollte es bei bestimmten Vorkommnissen doch indiskret zugehen, auch um den Ruf des Hauses zu retten? Laut Daniel Ohl, Pressesprecher beim Landesverband des Berufsverbands der Gastronomen und Hoteliers, ist der Ruf eines Hotels nicht davon abhängig wie viel es preisgibt, sondern was es eben nicht preisgibt.

Hier haben sich Hoteliers an das Datenschutzgesetz zu halten und das untersagt die Weitergabe von vertraulichen Daten an Dritte. Streng genommen müssten Hotels also nicht einmal Verwandten sagen, in welchem Zimmer ihre Liebsten wohnen oder ob sie überhaupt eingecheckt haben. Dieser vertrauensvolle Schutz gilt zudem für jeden Gast, egal ob von Rang und Namen oder nicht. Trotzdem ist es gängige Praxis, dass Rezeptionisten diese Regeln hin und wieder lockern, wenn zum Beispiel die Sekretärin eines Gastes anruft und noch dringende Informationen weiter tragen möchte, so wird sie normalerweise schon mit dem Zimmer ihres Chefs verbunden. Auch das hilft dem Hotel dabei, ein aufmerksamer Gastgeber zu sein.

Wie steht es mit Ihnen, gehört für Sie Diskretion auf jeden Fall zum Geschäft oder gibt es Fälle, wo diese Regelungen Lockerung erfahren?

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