Designermöbel als Geldanlage: Verkehrte Welt?

Werke von berühmten Möbeldesignern seien heute als Geldanlagen lukrativ. So zumindest die These eines Artikels im Manager Magazin vor ein paar Wochen. Auch wenn wir im Sinne der “Wall-Street”-Titelrolle Gordon Gecko alias Michael Douglas zustimmen, dass Kunst als Wirklichkeitsersatz aberwitzige monetäre Dimensionen erreichen kann. Im Sinne von Mobiliar oder gar Objektmöbeln weisen wir vom Objektmöbel-Journal aber gerne darauf hin, vor lauter Dekadenz den wahren Wert toller Möbelideen mit Spekulationsspiralen zu übertünchen: die Praktikabilität.

Wir sind überrascht. Das Manager Magazin online thematisierte jüngst Möbel als Geldanlage. Ausgerechnet Möbel? Das Interesse an Stücken von Eames, Jacobson und anderen Designer-Namen steige, erklärt das Magazin. Teils völlig unpraktikable Möbelstücke erreichen Einkaufssummen angefangen vo ein paar hundert bis zu mehreren Millionen Dollar. Wertsteigerungen vom Doppelten bis zum Zehnfachen seien möglich. Faktisch scheint an der MM-These sogar was dran zu sein. Aber …

Die großen „Aber“ der Anlage in Design-Einrichtung

Ein bis drei Stolperfallen berge die Anlage in Design-Mobiliar allerdings, so unsere Quellen. Neuauflagen, so genannte „Re-Editionen“ mindern den Wert der Originalstücke. Auch Fälschungen sind auf dem Möbelmarkt nicht selten. Laien können hier schnell mal daneben liegen und so Kapital versenken. Und – das irritierendste – die Möbel sind natürlich, wenn sie als Wertanlage dienen sollen, nicht nutzbar. Seltsame Denke, wie wir finden. Fakt is, ohne smartes Möbeldesign und damit ideelle Vorreiter wären viele spannende, ästhetische und praktische Möbel-Optionen für den Massenmarkt nie zustande gekommen. Man denke nur an die Gebrüder Thonet, denen wir den modular zusammenstellbaren Stuhl verdanken.

Betreffend das grundsätzliche Thema Designermöbel als Geldanlage: Selbstredend funktionieren Designermöbel prinzipiell als Geldanlage. Genau wie historisches Spielzeug. Trotzdem ist dieser Heiligenschein fragwürdig. Wie eine Puppe, die in ihrer Verpackung verstaubt, statt je einem Kind Freude zu machen, sollten Möbel in erster Linie genutzt werden. Wer sich für Geldanlage interessiert, sollte sich Kunst ansehen – und das sind – wenns denn sein muss – Möbel, die bereits Geschichte gemacht haben. Zum Einlesen empfehlen wir Bernd Polsters (der Name ist Programm) “Wohndesign Deutschland. Die Klassiker”: 572 Seiten für rund 30 Euro sind hier gut investiert.

2 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag zu Designermöbeln als Wertanlage. Interessant, dass diese Möbel dann gar nicht genutzt werden dürfen. Ich wollte mir Designermöbel für meine Wohnung kaufen und bin öfter auf den Begriff Wertanlage gestoßen, daher wollte ich mich hier mal informieren.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert